Management

Filialisierung in der Fitnessbranche

Unternehmer denken groß. Und manchmal sogar noch etwas größer. Am Anfang steht der Traum des eigenen Fitnessclubs. Ist der Club dann eröffnet, die ersten Strukturen greifen und die selbst gesetzten Meilensteine sind erreicht, entsteht automatisch die Frage, wie es weitergeht.

Letztendlich bleiben vier Möglichkeiten nach dem Erreichen des ersten Ziels: zufrieden sein, Optimierung des Clubs, Ausbau/Vergrößerung der Fläche, Expansion/Filialisierung. Fällt die Entscheidung Richtung Wachstum, dann ist zumindest das „Wollen“ der „Wollen- Können-Tun-Kette“ erfüllt.

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Damit man die nächsten Schritte gehen kann, müssen die Möglichkeiten abgewogen werden. Eine sehr einfache und gute Methode zur weiteren Abwägung ist die Pro-Contra-Liste. Hierbei gilt: ehrlich zu sich selbst sein und folgende Dinge berücksichtigen, um zu einer gut gewählten Entscheidung zu kommen.

Was verändert sich für mich persönlich? Steht mein Umfeld hinter mir? Bin ich physisch und psychisch bereit dazu? Gibt mein Markt das her oder kann ich hohe Fahrzeiten auf mich nehmen? Habe ich das Personal dazu? Wie wirkt sich das auf meine Finanzen aus? Bin ich mir der Risiken bewusst? Ist es momentan die richtige Zeit? Im besten Fall können Studiobetreiber bereits durch die Beantwortung dieser Fragen klären, ob es jetzt sein soll und in welcher Art sie wachsen wollen.

Mehr Studios, mehr Arbeit

Entgegen der oft vertretenen Meinung wird sich der eigene Workload durch ein zweites, drittes oder gar viertes Studio nicht verringern. Denn man hat in diesen Fällen ja auch das zwei, drei- oder vierfache an Mitarbeitern, Mitgliedern, Putzteams, Mietverträgen etc. 

Die Arbeit verdoppelt sich durch ein zweites und verdreifacht sich durch ein drittes Studio nicht, aber es ist ein deutlicher Mehraufwand. Die Arbeit verringert sich erst dann, wenn genügend Rendite erwirtschaftet wird, um Mitarbeiter für ihre eigenen Tätigkeiten einstellen zu können.  Synergieeffekte müssen unbedingt bedacht werden.


Ein guter Businessplan kann die Bewilligung eines Kredites erleichtern (Bildquelle: © ijeab - stock.adobe.com)

Oftmals gründen Multibetreiber ein weiteres Studio unter einem anderen Namen oder ändern den alten Namen des übernommenen Studios nicht. Die Kosten für ein Umbranding lohnen sich jedoch langfristig, wenn etwa Einsparungen bei der Geschäftsausstattung, Teamkleidung und Werbeplanung berücksichtigt werden. 

Mehrere Standorte vs. Flächenvergrößerung 

Genauso wie ein neuer Standort am Anfang ein höheres Risiko darstellt, so ist er auch eine Sicherheit sobald er profitabel wirtschaftet. Denn wer sein Unternehmen auf mehrere Standorte verteilt hat, senkt die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Markt oder andere Umstände gleichzeitig zum Schlechten entwickeln, mit zunehmender Anzahl an Filialen.

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Im Falle der Flächenvergrößerung können wir davon ausgehen, dass der Club am Standort etabliert und profitabel ist, denn sonst müsste man nicht über die Vergrößerung nachdenken. Da man hier auf einen bereits bestehenden Ruf und einen großen Kundenstamm zurückgreift, ist das Risiko sicher überschaubar, sofern man keine eklatanten Planungsfehler begeht. 

Gründe für einen weiteren Standort 

Es gibt viele Gründe, warum weitere Standorte in Betracht gezogen werden können. Neben den monetären Gründen, wie im Idealfall einer doppelten Rendite mit dem zweiten Club, gibt es auch strategische Gründe wie Marktsicherung, Abdeckung sowohl von Wohn- als auch Geschäftslagen von großen Arbeitgebern. 

Hat man es geschafft, eine regionale Kette aufzubauen, deren Standorte genau so gewählt sind, dass es sich als Kunde lohnt, in mindestens zwei Clubs zu trainieren, und man so gleichzeitig neue Einzugsgebiete erschließt, dann erhält man als Belohnung viele Vorteile. Die Mitarbeiter können an mehreren Standorten arbeiten, die Wege für Verkaufs- und Verbrauchsgüter sind kurz. Außerdem ist eine flächendeckende Werbung möglich und reduzierte Werbekosten pro Club sind wahrscheinlich. Mehrere Fitnessclubs machen auch eine stärkere Marktdurchdringung und -sicherung möglich.

Verschiedene Strategien

Sehr häufig ist mittlerweile die Mischung aus Premium und Discount im Markt vertreten. Der Hintergedanke dabei ist, die beiden größten Sparten im Fitnessmarkt zu bedienen. Ob man sich dabei der Eigenmarke oder eines Franchisesystems bedient, hängt von der individuellen Situation ab. 

Höhere Wiederverkaufspreise, schnelleres Wachstum, strukturiertere Abläufe und einheitliche Schulungssysteme sprechen für ein Franchise; höhere Kosten und weniger unternehmerische Freiheiten sprechen dagegen. Welche Strategie im Einzelfall die richtige ist, sollte mit einem Unternehmensberater erörtert werden. 

Diese Punkte gilt es, zu beachten

  1. Marktanalyse: Prüfung der Konkurrenzsituation im Einzugsgebiet. Wie hoch ist das freie Potenzial oder besteht ein Verdrängungsmarkt?
     
  2. Auf welche Ressourcen kann der Betreiber zurückgreifen? Dabei geht es um die eigene Kapazität, die finanzielle Situation und um die Mitarbeiter.
     
  3. Ein geeignetes Objekt finden: Nach wie vor ist die Lage einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren für ein Fitnessstudio. Bei den Verhandlungen sollten neben Preis, Nebenkosten und Laufzeit auch folgende Dinge im Fokus stehen:
    a) Werbemöglichkeiten
    b) Traglasten
    c) Umnutzung
    d) Rückbauregelung
    e) Wer trägt welche Umbaukosten?
    f) Konkurrenzausschluss
    g) Prüfung des Mietvertrages durch einen Fachanwalt (im Zweifel müssen sich beide Parteien 20 Jahre oder länger daran halten)
     
  4. Businessplan-Erstellung und Finanzierung: Ein sauberer und gut ausgearbeiteter Businessplan kann auch bei einer knapperen finanziellen Lage die Bewilligung eines Kredites erleichtern.
     
  5. Planung und Projektierung: Jetzt heißt es, Steine aus dem Weg räumen, denn es kommt sicherlich so einiges anders als gedacht.
     
  6. Vorverkauf: Mit einem guten Verkaufsfokus und einer sauber geplanten und durchdachten Werbeplanung kann das Maximum herausgeholt werden

Bildquelle Header: © fotomek - stock.adobe.com

Der Autor

  • Michael Winter

    Michael Winter ist Senior Consultant bei ACISO, erarbeitete den Aufbau einer Kette mit vier Studios und betreut heute mehrere kleine Ketten und Einzelstudios als Unternehmensberater.

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